Fast & Furious 10 (2023)

Es gibt Filme, die sind so dumm, dass sie auf eine gewisse Art schon wieder unterhaltsam sind. Und es gibt Filme, die sind einfach nur dumm. „Fast & Furious 10“ aka „Fast X“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie, was mit Blick auf den nicht minder miserablen Vorgänger leider keine große Überraschung darstellt.

Die Story ist schnell erzählt, da nicht vorhanden: Dante (Jason Momoa) will Rache für den Tod seines Vaters und macht hierzu Jagd auf Dominic Toretto (Vin Diesel) und dessen Crew. Ja, und das war’s auch schon.

Was sich daraus ergibt, kennen wir bereits aus dem Vorgänger: unfreiwillig komische Dialoge rund um Ehre und die Familie, erschreckend viele Szenen, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen, und natürlich völlig überzogene CGI-Action ohne Sinn, Verstand und Gespür für eine packende Inszenierung. Die letzte Stunde dieser 142-minütigen Intelligenzbeleidigung ist so dämlich, dass ich sie nur im dauerhaften Facepalm-Modus ertragen konnte. Das Einzige, was dieses Machwerk ein Stück weit erträglicher macht als den ebenfalls kolossal vergeigten Vorgänger, ist die Performance von Jason Momoa. Dieser scheint als Einziger begriffen zu haben, in was für einem Schund er hier mitwirkt, und dreht dementsprechend komplett frei – was einerseits zwar lustig anzusehen ist, andererseits aber auch dafür sorgt, dass seine Figur eher einer Karikatur gleicht und keine echte Bedrohung ausstrahlt.

Am meisten ärgert mich jedoch, dass dieser Streifen sich anmaßt, inhaltlich an den tatsächlich verdammt unterhaltsamen und wohl besten Teil der Reihe „Fast & Furious Five“ anzuschließen. Eine Fortsetzung wie diese hat „Fast 5“ definitiv nicht verdient!

Meine Wertung: 3/10

Fingernails (2023)

Wenn mich ein Film auch Wochen nach der Sichtung noch beschäftigt, ist dies meist ein gutes Zeichen. Das Anfang November bei Apple TV+ erschienene Science-Fiction-Liebesdrama „Fingernails“ ist solch ein Film. Nicht zuletzt, weil er eine interessante Frage aufwirft: Was wäre, wenn Liebe wissenschaftlich messbar wäre?

Worum geht’s

Wissenschaftlern ist das Unmögliche gelungen: Sie haben eine Maschine entwickelt, die anhand der Fingernägel bestimmen kann, ob sich zwei Menschen tatsächlich lieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert, nimmt Anna (Jessie Buckley) eine Stelle im Love Institute an. Das von Duncan (Luke Wilson) geleitete Unternehmen führt die entsprechenden Tests nicht nur selbst durch, sondern versucht zusätzlich, die Paare in mehrwöchigen Sitzungen bestmöglich auf den Test vorzubereiten. Und diese Vorbereitung ist auch bitter nötig, denn das Ergebnis fällt in überwältigender Mehrheit negativ aus. Während sie diverse Paare auf dem Weg zum Test begleitet, kommt Anna auch ihrem Kollegen Amir (Riz Ahmed) näher – und das, obwohl sie in einer positiv bescheinigten Beziehung mit Ryan (Jeremy Allen White) lebt …

Meine Meinung

Vergisst man für einen kurzen Moment das Science-Fiction-Element, dann ist „Fingernails“ ein recht gewöhnliches Liebesdrama. Eine Frau lebt in einer eher unglücklichen Beziehung, lernt einen Mann kennen (wobei wir als Zuschauer von Beginn an wissen, dass es zwischen den beiden funken wird) und muss sich nun ihrer Gefühle klar werden. So weit, so bekannt. Was den Film besonders macht, ist, dass Gefühle hier nicht mehr nur Gefühle sind, sondern zu Fakten erklärt werden. Und das wirft dann nicht nur ziemlich viele, sondern auch ziemlich interessante Fragen auf.

Wäre Liebe wissenschaftlich messbar, würden wir das Ergebnis dann wissen wollen? Wäre es klug, das Ergebnis wissen zu wollen? Würden wir unsere Beziehungen von einem Testergebnis abhängig machen? Würden wir an einer bescheinigten Liebe festhalten, auch wenn wir darin nicht glücklich sind? Würden wir uns überhaupt auf eine Beziehung einlassen, wenn wir wüssten, dass es für sie keine Zukunft gibt? Und ist es überhaupt wichtig, ob eine Beziehung hält, oder sollten wir nicht vielmehr einfach die gemeinsame Zeit genießen, egal wie lange sie anhält, und auch Enttäuschungen und negative Erfahrungen zulassen?

Zugegeben, die meisten dieser Fragen sind nicht wirklich neu. Auch im echten Leben verzichten Menschen auf eine mögliche Beziehung, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal sind es gesellschaftliche Zwänge, die uns zweifeln lassen. Mal ist es das diffuse Gefühl, nicht gut genug zu sein. Mal der etwaige Altersunterschied. Und manchmal sind es auch einfach nur banalste Dinge wie das falsche Sternzeichen. Durch den im Film dargestellten Test bekommen diese Fragen allerdings noch mal eine ganz andere Bedeutung. Was würde es mit uns machen, wenn unsere Zweifel nicht mehr „nur“ persönlicher oder gesellschaftlicher Natur wären, sonder wissenschaftlich begründet? Würden wir uns dem fügen oder uns darüber hinwegsetzen und das Risiko dennoch eingehen? Ja, über solche Fragen kann ich wochenlang nachdenken.

Der Film selbst maßt sich zum Glück nicht an, die Antworten auf diese Fragen zu kennen. Das Ende gibt zwar durchaus eine gewisse Richtung vor, bleibt gleichzeitig aber offen genug, um eigene Gedanken zuzulassen. Ob das Ende jedem gefällt, sei dabei mal dahingestellt. Dasselbe gilt für den Film insgesamt, der sehr ruhig erzählt wird. So ruhig, dass manche ihn vielleicht schon als langweilig empfinden könnten. Mir persönlich hingegen haben gerade diese ruhige Erzählweise und der Fokus auf die kleinen Momente und Gesten gefallen. Aber egal wie man zu dem Film an sich steht, in einem Punkt dürften sich alle einig sein: Jessie Buckley und Riz Ahmed, die ihre Figuren sehr verunsichert, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll anlegen, sind grandios – und machen „Fingernails“ meiner Meinung nach schon aufgrund ihres differenzierten Spiels sehenswert!

Meine Wertung: nachdenkliche 8/10

Totally Killer (2023)

Dass sich der Slasher gut mit anderen Genres kombinieren lässt, hat Christopher Landon bereits zwei Mal bewiesen. In „Happy Deathday“ vereinte er das typische Meucheln mit der „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Zeitschleifenthematik, in „Freaky“ war dann der Körpertausch aus „Freaky Friday“ an der Reihe. Der seit Freitag bei Amazon Prime Video verfügbare „Totally Killer“ wurde zwar nicht von Christopher Landon inszeniert, schlitzt aber in eine ähnliche Kerbe, indem er seine Heldin in die Vergangenheit reisen lässt und damit „Zurück in die Zukunft“ nacheifert. Ich mag Slasher, ich liebe „Zurück in die Zukunft“ – da sollte es niemanden überraschen, dass der Film direkt auf meine Playlist wanderte.

1987 werden drei Teenager mit jeweils 16 Messerstichen brutal ermordet. Der „Sweet Sixteen Killer“ getaufte Mörder taucht danach unter – bis er 35 Jahre später wieder zuschlägt und Jamies (Kiernan Shipka) Mutter Pam (Julie Bowen) brutal ermordet. Als der Killer kurz danach versucht, auch Jamie zu töten, wird diese von der Zeitmaschine ihrer Freundin Amelia (Kelcey Mawema) versehentlich ins Jahr 1987 katapultiert. Dort versucht Jamie nun, die ursprünglichen Morde zu verhindern, und damit ihrer Mutter in der Zukunft das Leben zu retten …

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht. „Totally Killer“ ist nämlich mehr Komödie als Slasher, und legt als solche ihren Fokus fast ausschließlich auf die verrückte Situation, und weniger auf eine spannende (oder schlüssige) Killerhatz. Das ist nicht zwingend schlimm und letztlich sogar ganz unterhaltsam, hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Nicht zuletzt, weil ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Dass Jamies Mutter und ihre Freunde als Teenager fiese Mobber waren, ist durchaus eine interessante Idee, sorgte in Kombination mit der nicht vorhandenen Charakterentwicklung aber auch dafür, dass ich mit der gesamten Clique nur wenig anzufangen wusste. Und auch Jamie selbst ging mir mit ihrer überkorrekten Art recht schnell auf die Nerven. Auf dem Papier mag es eine witzige Idee gewesen sein, so eine Person auf den Zeitgeist der 80er treffen zu lassen, doch viel mehr als sich ständig wiederholende „Das ist jetzt aber unangebracht!“-Anmerkungen ist den Drehbuchautoren hierzu leider nicht eingefallen. Schwach.

Sei’s drum, insgesamt hat mich der Film dennoch gut unterhalten. Er ist kurzweilig, bietet den einen oder anderen netten Schmunzler, und als Kind der 80er fällt es mir ohnehin schwer, solche Filme nicht irgendwie sympathisch zu finden. An „Happy Deathday“ und „Freaky“ reicht er allerdings nicht mal ansatzweise heran.

Meine Wertung: 6/10

Küssen und andere lebenswichtige Dinge (2023)

Gestern Abend stand mir urplötzlich der Sinn nach etwas Romantik. Da ich für Tinder nicht so der Typ bin, entschied ich mich stattdessen für die Romanverfilmung „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“, die seit ein paar Wochen bei Netflix verfügbar ist. Und so viel sei schon mal vorweggenommen: Es war eine gute Entscheidung.

Helen (Ellie Kemper) ist Anfang 30, frisch geschieden und seit der Trennung ein wenig orientierungslos. Um sich selbst etwas zu beweisen und wieder zurück in die Spur zu finden, nimmt sie an einer mehrtägigen Wandertour durch die Appalachen teil. Dort trifft Helen nicht nur auf eine wild zusammengewürfelte Truppe schräger Charaktere, sondern auch auf Jake (Luke Grimes), den besten Freund ihres jüngeren Bruders …

Ich geb’s zu: Ich bin positiv überrascht. Sehr positiv überrascht. „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ist nicht nur richtig witzig und stellenweise herrlich schräg, sondern auch überraschend rührend. Und das war nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte. Erst recht nicht, da viele der Tour-Teilnehmer zu Beginn als völlig überzeichnete Figuren eingeführt werden, die anscheinend nur der Lacher wegen dabei sind. So nimmt die völlig verpeilt wirkende Kaylee (Gus Birney) nur teil, um sich ihrer Angst vor Holz zu stellen – und ist dann völlig überrascht, wie viel Holz es doch im Wald gibt. Das ist nicht nur albern, sondern zuweilen auch etwas anstrengend. Doch im Laufe des Films bekommen die Teilnehmer nach und nach ihre nachdenklichen Momente, die einen Blick in ihr Inneres gestatten und sie dadurch menschlich, sympathisch und greifbar werden lassen. Wenn in einem dieser Momente ein sonst eher nerviger Teilnehmer erzählt, dass er sich an irgendeinem Punkt in seinem Leben verlaufen hat, nun den Weg zurück nicht mehr findet und vermutlich auch nicht mehr finden wird, dann ist das nicht nur rührend, sondern es lässt auch sein Verhalten in einem anderen Licht erscheinen. Insgesamt hat es mir unheimlich viel Spaß bereitet, dieser schrägen Truppe dabei zuzusehen, wie sie sich nach und nach öffnet, zusammenwächst und sich gegenseitig Halt gibt.

Gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Film insgesamt zu wenig aus den Figuren macht. Vieles wird angerissen, dann aber eher oberflächlich abgehandelt. Und das gilt leider nicht nur für die Neben-, sondern auch für die Hauptfiguren. Außerdem schwächelt „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ausgerechnet bei dem romantischen Teil, denn dass es zwischen Helen und Jake knistert, wird zwar mehrmals im Film angesprochen, gespürt habe ich davon aber ehrlicherweise nur wenig. Dass ich dennoch mit den beiden mitfühlen konnte und mir gewünscht habe, dass aus ihnen am Ende ein Paar wird, liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass ich mich in Liebesdingen ähnlich ungeschickt verhalte, wie Jake es im Film tut.

Somit ist „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ eine vielleicht etwas unausgegorene, aber verdammt sympathische Mischung aus Komödie, Drama und Liebesfilm – und war letztlich genau das, was ich gestern gebraucht habe.

Meine Wertung: 7/10

No One Will Save You (2023)

Ich sag’s, wie es ist: Schaue ich einen Film zum ersten Mal, dann am liebsten alleine. Es gibt keine Ablenkung. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob der Film der anderen Person gefällt. Oder anders formuliert: Ich kann mich voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren und einlassen. Meistens ist es genau so perfekt. Unbefriedigend wird’s nur, wenn ein Film so viel zu bieten hat, dass ich direkt danach gerne mit jemandem über das eben Gesehene diskutieren und philosophieren würde. Der seit heute bei Disney+ verfügbare Science-Fiction-Film „No One Will Save You“ ist einer dieser seltenen Filme.

In diesem geht’s um die junge Brynn (Kaitlyn Dever), die seit dem Tod ihrer Mutter alleine und zurückgezogen in ihrem Elternhaus lebt. Als Brynn eines Nachts Geräusche aus der unteren Etage wahrnimmt, vermutet sie Einbrecher in ihrem Haus, muss dann jedoch schockiert feststellen, dass Außerirdische es auf sie abgesehen haben …

In den letzten Tagen habe ich oft gelesen, dass „No One Will Save You“ eine Art Home-Invasion-Thriller mit Außerirdischen ist. Einerseits stimmt das, andererseits wird das dem Film nicht mal ansatzweise gerecht. Da es jedoch ein Verbrechen wäre, mehr über die Story zu verraten, belasse ich es dabei. Je weniger ihr wisst, desto besser. Was ich jedoch verraten kann, ist, dass der Film sehr speziell ist. Auf eine positive Art.

Da wäre zum einen, dass in dem Film (fast) kein Wort gesprochen wird. Nicht, weil nicht gesprochen werden dürfte (wir sind hier ja nicht bei „A Quiet Place“), sondern weil das Schweigen zu den Personen und Situationen passt – und letztlich mehr aussagt, als es Worte je könnten. Dass der Film auch ohne Worte funktioniert, verdankt er nicht nur seiner packenden Story, sondern insbesondere auch der grandiosen Kaitlyn Dever, die sich hiermit definitiv für Größeres empfiehlt.

Was mir jedoch besonders gefallen hat, ist, dass der Film nicht nur Ideen aus diversen Science-Fiction- und Horrorfilmen kombiniert und neu mischt, sondern gleichzeitig auch als menschliches Drama verstanden werden kann. Während „No One Will Save You“ einerseits ein klassischer Science-Fiction-Invasionsfilm mit unheimlicher Atmosphäre, spannender Story und durchaus gruseligen Aliens ist, behandelt er andererseits auch Themen wie Trauer, Traumabewältigung, Außenseitertum und das menschliche Bedürfnis, anerkannt und respektiert zu werden. Als Ergebnis bietet der Film jede Menge Interpretationsspielraum und Stoff für Diskussionen. Stark. Richtig richtig stark.

Kurz gesagt: „No One Will Save You“ ist ein perfektes Beispiel dafür, wieso ich das Genrekino liebe. Daher kann ich gar nicht anders, als hiermit eine fette Empfehlung auszusprechen!

Meine Wertung: 9/10

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