Zur Abwechslung mal ein ernstes Thema bei CineKie.de:

Wie ich heute bei Filmstarts.de lesen durfte, haben sich Unionspolitiker und Kirchenvertreter über das TV-Programm der Privaten beschwert. Es müsse mehr Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Menschen genommen werden. Der sozialen Verantwortung müsse nachgekommen werden. Ja sogar von einem Angriff auf die öffentliche Ordnung ist die Rede.

Ganz abgesehen davon, dass mich solche Berichte in meiner Meinung bestärken, dass Politik (ebenso wie Schule) und Religion strikt voneinander getrennt sein sollten, möchte ich einige Ausschnitte des Textes kurz kommentieren:

„es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen.“
„Die Ostertage sollten Tage des Friedens und des Miteinanders sein. Da sei Brutal-TV fehl am Platz.“
„Der Film „Stirb langsam“ sei genauso unpassend wie der dazugehörige Trailer mit einem schmelzenden Osterhasen“

Wer religiös ist und das TV-Programm für unpassend hält, der möge doch bitte einen anderen Sender einschalten oder den Fernseher einfach ganz abschalten. Ich weiß nicht, was daran so schwer sein soll. Niemand wird gezwungen, sich ein bestimmtes TV-Programm anzuschauen. Und so sollte es auch bleiben – egal, ob es dabei im religiöse oder um andere Inhalte handelt.

„Offenbar gehen die Privatsender davon aus, dass Religion Privatsache ist und bei ihnen nicht vorkommen muss.“

Muss ein TV-Sender religiöse Inhalte ausstrahlen? Ist es nicht die private Angelegenheit jedes Einzelnen, ob er an Gott glaubt oder nicht? Ob er einer Religion angehört? Sorry, das wusste ich nicht …

„Man schaut dort leider nur auf die Quoten.“

Wenn die Quoten bei den ausgestrahlten Filmen stimmen, bedeutet das dann nicht zwangsläufig, dass die Mehrheit sich an dem TV-Programm nicht stört? Ansonsten würde es doch keiner schauen – oder denke ich da mal wieder zu logisch?

„Das ist ein Angriff auf die öffentliche Ordnung.“

Für mich wäre es ein Angriff auf die öffentliche Ordnung, dürfte die Politik oder die Kirche den TV-Sendern vorschreiben, was diese zu senden haben.

„Wenn der Staat am Karfreitag Tanzveranstaltungen verbiete und es gleichzeitig im Fernsehen Mord und Totschlag gebe, «kann der Bürger die Plausibilität von staatlichen Regelungen nicht mehr nachvollziehen».“

Erstens wüsste ich nicht, dass die privaten TV-Sendern irgendwem irgendwas verboten hätten und zweitens kann zumindest ich die Plausibilität von staatlichen Regelungen schon lange nicht mehr nachvollziehen. Oder kann mir jemand schlüssig erklären, wieso Filme, die nur für Volljährige freigegeben sind, aus Jugendschutzgründen zensiert werden müssen?

Kleiner Nachtrag, da ich das obige Zitat heute Morgen falsch gelesen hatte: Ja, ich weiß, dass Partys am Karfreitag nicht erlaubt sind und dementsprechend erst um 0:00 Uhr am Samstag beginnen. Btw. finde ich das genauso unsinnig wie die Kritik an dem TV-Programm: Wer an diesem Freitag nicht feiern möchte, weil sein Glaube ihm das nicht gestattet, der möge doch bitte einfach zu Hause bleiben. Wieso müssen die Menschen, die diesen Glauben nicht teilen, deswegen in ihrer Freizeit eingeschränkt werden?

„Zu den möglichen Gefahren der Medien gehöre, dass sie die Wirklichkeit nicht nur abbildeten, sondern «dass sie um einer höheren Quote willen bestimmte Ereignisse auf suggestive Weise selbst schaffen.“

Wer sich mit den Themen auskennt, die in den Nachrichten behandelt werden, der weiß, dass dies nicht nur eine mögliche Gefahr ist, sondern dass so bereits seit Jahrzehnten verfahren wird. Fehlerhafte oder unvollständige Berichte, Meinungs- und Panikmache – das ist der Alltag, liebe Realitätsverweigerer! Und zwar längst nicht mehr nur bei den Privaten …

„Zugleich erinnerte er auch die Mediennutzer an ihre Verantwortung. «Jeder und jede von uns hat die Freiheit, sich bestimmte Dinge nicht anzuschauen oder rechtzeitig den Abschaltknopf zu bedienen.»“

Vielen Dank! Es geht doch!

Mein Fazit: Wer religiös ist, schaut sich das TV-Programm an, das er für angemessen hält. Wer nicht religiös ist, schaut sich das TV-Programm an, das ihm gefällt. Keine Gruppe wird für ihren (Nicht-)Glauben verurteilt – und schon sind alle glücklich. Eigentlich ganz einfach, oder?

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