Der Überraschungserfolg „The Raid“ wird, obwohl erst drei Jahre alt, schon jetzt gerne als Klassiker des Actionfilms bezeichnet. Und das meiner persönlichen Meinung nach völlig zu recht. Mit der Reduzierung auf das Nötigste und den perfekt choreografierten Actionszenen hat „The Raid“ das Rad zwar nicht neu erfunden, mir als Genre-Fan aber das gegeben, was ich in den meisten Hollywood-Actionproduktionen vermisse: handgemachte Action, die bereits beim Zuschauen weh tut. Dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich dann auch an die direkte Fortsetzung „The Raid 2“. Und wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil …

Worum geht’s

Nachdem er das Massaker in der Verbrecherhochburg überlebt hat, wird Rama (Iko Uwais) von dem Polizisten Bunawar (Cok Simbara) um Hilfe gebeten. Rama soll die Bande des einflussreichen Gangsterbosses Bangun (Tio Pakusodewo) unterwandern und Bunawar Beweise für korrupte Polizisten liefern. Zu diesem Zweck wird Rama in das Gefängnis eingeschleust, in dem Banguns Sohn Uco (Arifin Putra) eine Haftstrafe verbüßt. Als es ihm gelingt, einen Mordanschlag auf Uco zu vereiteln, ist dies Ramas Eintrittskarte in Banguns Syndikat. Doch der aufkeimenden Konflikt zwischen Bangun und der japanischen Goto-Familie sowie die intriganten Spiele des aufstrebenden Gangsters Bejo (Alex Abbad) lassen Ramas Suche nach Beweisen zu einen brutalen Kampf auf Leben und Tod werden …

Meine Meinung

Was für eine Fortsetzung wäre wohl entstanden, hätte es sich bei „The Raid“ um eine Hollywoodproduktion gehandelt? Vermutlich wäre Rama erneut in ein (noch höheres) Hochhaus geschickt worden und hätte es dort erneut mit (noch größeren) Verbrecherhorden zu tun bekommen. Glücklicherweise handelt es sich weder bei „The Raid“ noch bei dessen Fortsetzung um eine Hollywoodproduktion, so dass Regisseur und Drehbuchautor Gareth Evans mehr oder weniger freie Hand hatte – und mit „The Raid 2“ kurzerhand ein 150 Minuten langes Gangster-Epos voller ruhiger Dialoge, aber auch faszinierender Actionszenen geschaffen hat.

Letztere haben es abermals in sich und können in Sachen Choreografie, Härte und vor allem Abwechslung nicht nur mit dem Vorgänger mithalten, sondern übertreffen diesen sogar. Während sich „The Raid“ situationsbedingt auf Schießereien und waffenlose Kämpfe in engen Räumen und Korridoren konzentrierte, dürfen sich die Beteiligten in der Fortsetzung unter anderem in einem Gefängnishof, einer Diskothek und sogar während einer Verfolgungsjagd auf den Straßen Jakartas austoben, bis Rama sich dann im packenden Finale erneut durch ein Gebäude voller Verbrecher kämpfen muss. Dieses Finale, in dem sich Rama nicht nur unzähligen Handlangern, sondern gleich drei ebenbürtigen Gegnern stellen muss, ist an fesselnder und perfekt choreografierter Action kaum zu überbieten und dürfte auf lange Sicht die Messlatte für kommende Filme darstellen.

Auch wenn die Kamera in den Actionszenen zeitweise etwas zu sehr wackelt, bleibt die Übersichtlichkeit glücklicherweise stets gewahrt. Dies ist auch bitter nötig, denn insbesondere die Kampfszenen sind so schnell und dynamisch, dass jedes Blinzeln bedeuten kann, etwas zu verpassen. Die Geschwindigkeit, in der sich Hauptdarsteller Iko Uwais durch die Gegnerhorden kämpft, ist erneut faszinierend. So wie die handgemachten Stunts erneut wesentlich fesselnder sind, als es jede CGI-Actionszene jemals sein wird.

Obwohl „The Raid 2“ mehr Action als der Vorgänger zu bieten hat, fühlt sich der Film aufgrund der enorm gesteigerten Laufzeit von 100 auf 150 Minuten weniger wie ein Actionfilm an. Das macht aber gar nichts, da auch die ruhigen Szenen mit überraschend talentierten Darstellern, gelungener Bildsprache und toller musikalischer Untermalung überzeugen können. Gareth Evans gestaltet nicht nur die Action, sondern auch die ruhigen Szene mit so viel Stil, dass die teils etwas in die Länge gezogenen (und ehrlich gesagt nicht besonders originellen) Dialoge nur äußerst selten negativ auffallen. Positiv fällt dafür auf, dass Evans nicht nur die Figuren (bis hin zur kleinsten Nebenfigur) fest im Griff hat, sondern auch Spannung und Dramatik während der 150 Minuten kontinuierlich zu steigern versteht. Wenn Evans diese Qualitäten beibehält, darf „The Raid 3“ gerne kommen!

Mein Fazit

Perfekt choreografiertes Actionmeisterwerk mit fantastischen Bildern und grandioser musikalischer Untermalung, dem lediglich etwas Feinschliff in den Dialogen fehlt. Trotzdem lege ich mich schon jetzt fest und behaupte ganz dreist, dass dies der Actionfilm des Jahres sein wird!

Meine Wertung: 9/10

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