Ich nehme ein Fazit nur ungern vorweg, mache in diesem Fall aber eine Ausnahme: Falls ihr plant, in diesem Herbst (als Spätsommer lässt sich das da draußen ja nur noch mit einer ungesunden Portion Realitätsverweigerung bezeichnen) nur einen einzigen Kinofilm zu schauen und ihr euch auch nur ansatzweise für Science-Fiction und/oder Comic-Verfilmungen und/oder einfach verdammt unterhaltsame Filme interessiert, dann schaut „Guardians Of The Galaxy“. Einen besseren Film werdet ihr, sofern kein Wunder geschieht, in absehbarer Zeit nicht sehen. Und nein, ich übertreibe nicht!

Worum geht’s

Als kleiner Junge wurde Peter Quill (Chris Pratt) unmittelbar nach dem Tod seiner Mutter von einem Raumschiff entführt. 26 Jahre später nennt er, und nur er, sich „Star Lord“ und verdient sich seinen Lohn als Weltraumpirat. Sein neuester Auftrag führt Peter in eine alte Ruine, wo er eine als „Orb“ bekannte Metallkugel bergen soll. Peter findet den Orb, wird jedoch von den Gefolgsleuten des skrupellosen Ronan (Lee Pace) angegriffen, der den Orb benötigt, um seine finsteren Pläne zu verwirklichen. Peter kann entkommen und sucht seinen Hehler auf dem Planeten Xandar auf, der Peter jedoch abblitzen lässt, als er erfährt, dass Ronan ebenfalls nach dem Orb sucht. Statt wie geplant seine Beute zu verkaufen, wird Peter von der Auftragskillerin Gamora (Zoe Saldana) und den beiden Kopfgeldjägern Rocket (ständig sprechender Waschbär) und Groot (selten sprechender Baum) angegriffen. Nach einem kurzen Kampf werden die vier von den örtlichen Sicherheitskräften verhaftet und in ein Weltraumgefängnis verlegt, wo sie auf den kräftigen, aber eher schlicht gestrickten Drax (Dave Bautista) treffen, dessen Familie einst von Ronan brutal ermordet wurde. Widerwillig schließen sich die fünf zusammen, um aus dem Gefängnis zu entkommen und den Orb loszuwerden, ohne ihn Ronan zu überlassen …

Meine Meinung

Es kommt äußerst selten vor, dass ich zwei Stunden lang zufrieden und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, welches höchstens durch herzhaftes Lachen unterbrochen wird, im Kino sitze. „Guardians Of The Galaxy“ hat dieses Kunststück geschafft – und ist damit schon jetzt mein offizieller Lieblingsfilm des Jahres 2014. Was Regisseur James Gunn („Slither“, „Super“) hier auf die Leinwand gezaubert hat, ist schlicht als grandios zu bezeichnen. Und das trotz mehrerer kleiner Schwächen, die sich der Film zwar durchaus leistet, die ihm allerdings in keinster Weise schaden.

Wer die schleimige Science-Fiction-Horror-Komödie „Slither“ und den so brutalen wie tragikomischen Möchtegern-Superhelden-Film „Super“ gesehen hat, weiß, dass Regisseur James Gunn über ein ausgeprägtes Gespür für schräge Figuren und treffsichere Dialoge verfügt. Und genau davon profitiert „Guardians Of The Galaxy“ in so gut wie jeder Szene. Schon die Einführung des erwachsenen Peter Quill (inklusive der Titeleinblendung des Films) ist so dermaßen überdreht-sympathisch, dass mir bereits nach wenigen Minuten klar war, dass ich diese Figur und letztlich den gesamten Film lieben würde. Mit dem Auftreten der übrigen Guardians läuft Gunn dann zur Höchstform auf und brennt ein Feuerwerk aus gelungener Situationskomik, lässigen Onelinern, augenzwinkernden Dialogen und herrlicher 80er-Jahre-Musik ab, während die Stimmung der einzelnen Szenen zwischen unterhaltsam, urkomisch und zuweilen auch nachdenklich und tragisch munter hin und her wechselt. Dass die Figuren dabei stets glaubhaft bleiben und niemals lächerlich wirken (zur Erinnerung: es spielen ein vorlauter Waschbär und ein sprechender Baum mit), ist die wohl größte Stärke des Films, der zwar äußerst humorvoll daherkommt, zugleich aber auch Respekt vor den Figuren beweist und der erschaffenen Welt mit dem nötigen Ernst begegnet.

Die Auswahl der Darsteller darf ebenfalls als gänzlich gelungen bezeichnet werden, wobei insbesondere Hauptdarsteller Chris Pratt hervorzuheben ist, der als sympathisch-überheblicher Peter Quill wohl den Sprung in Hollywoods A-Liga geschafft haben dürfte. Als Mischung aus Han Solo und Indiana Jones dürfte Pratt die Herzen des Publikums im Nu erobern, auch wenn er von einem zynischen Waschbären und einem wortkargen Baum zuweilen an die Wand gespielt wird. Und auch in den Nebenrollen kann die Besetzung unter anderem mit Glenn Close, John C. Reilly, Djimon Hounsou und Benicio Del Toro punkten. Besonders gefreut habe ich mich jedoch über die Auftritte von Michael Rooker und Gregg Henry, mit denen Gunn bereits in „Slither“ zusammengearbeitet hatte.

Schräge Figuren, sympathische Darsteller, gelungener Humor, bissige Dialoge, tolle Musik – und was ist mit den bereits erwähnten Schwächen des Films? Nun, wer unbedingt meckern möchte, darf sich gerne an der nur mäßig bis gar nicht originellen Geschichte und den zwar toll getricksten, aber insgesamt doch eher unspektakulären Actionszenen stören. Und daran, dass insbesondere Gamora und Bösewicht Ronan trotz grüner bzw. blauer Hautfarbe etwas zu blass bleiben. Doch mal ehrlich: Wen stört das, wenn das Gesamtpaket so unfassbar viel Spaß bereitet?

Mein Fazit

Extrem unterhaltsames Science-Fiction-Abenteuer mit Gute-Laune-Garantie und tollem 80er-Jahre-Soundtrack, dessen zwei Stunden Laufzeit wie im Flug vergehen. „The Guardians of the Galaxy will return“ verspricht der Film am Ende – wehe wenn nicht!

Meine Wertung: 10/10

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