Bye, bye Kino.

Nov 7, 2016 | 11 Kommentare

Seit 1995 bin ich Stammkunde des CinemaxX Kiel. Acht Jahre lang war ich Inhaber einer CinemaxX-GoldCard. Nun geht (m)eine Kino-Ära zu Ende. Statt auf der großen Leinwand werde ich Filme ab sofort „nur“ noch im Heimkino schauen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zusatzkosten jetzt auch für Inhaber von CinemaxX-Zeitkarten

Bislang konnte ich als Nutzer einer CinemaxX-GoldCard für 399 Euro ein Jahr lang beliebig oft ins Kino gehen. Ohne zusätzliche Kosten wie Reservierungs- oder Logenzuschläge. Mit den neuen VIP-Plätzen ändert sich dies nun. Für diese zahlen ab Februar 2017 auch Inhaber einer Zeitkarte einen Zuschlag in Höhe von 1,50 Euro. Da diese VIP-Plätze an meinem Standort in vier Sälen die erste Logenreihe bilden, also die Reihe mit der angenehmen Beinfreiheit, müsste ich in diesen Sälen entweder den Aufpreis zahlen oder auf schlechtere Plätze ausweichen.

Zugegeben, die 1,50 Euro pro Vorstellung würden mich finanziell nicht ruinieren (obgleich sich auch diese mit der Zeit summieren), doch darum geht es mir auch gar nicht. Mir geht es ums Prinzip. Wenn ich (nicht gerade wenig) Geld für eine Kino-Flatrate ausgebe, dann möchte ich dafür auch eine Kino-Flatrate bekommen – und mir eben keine Gedanken darüber machen müssen, welche Plätze ich nehmen darf und was ggf. für Zusatzkosten auf mich zukommen.

Das Publikum

Ich schrieb es in einem früheren Blogbeitrag schon mal: Das Publikum nervt. Insbesondere in ruhigen Filmen. Es wird geredet. Smartphones werden genutzt. Mit den Fingern wird im Popcorn gewühlt, als würde sich darin ein Schatz verbergen, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Und bittet man um Ruhe oder darum, den Saal nicht mit dem Smartphone auszuleuchten, wird man im schlimmsten Fall auch noch angepöbelt. Bereits mehrfach musste ich mir Filme zwei Mal anschauen, weil ich den Film in der ersten Vorstellung wegen des Publikums nicht genießen konnte. Und gefühlt wird es immer schlimmer.

Keine Ahnung, ob das Publikum immer weniger Respekt vor dem Medium Film (und den Mitmenschen) hat oder ich einfach nur immer empfindlicher werde, aber das ist letztlich auch egal. Fakt ist: Ich bin immer häufiger so genervt, dass ich mich nicht auf den Film konzentrieren kann.

Das Programm

Während Blockbuster gefühlt ewig laufen, werden „kleine“ Filme oftmals recht zügig ins Spätprogramm verlegt. Und ich gebe es zu: Ich bin langsam in einem Alter, in dem ich um 23 Uhr an mein Bett denke – und nicht an die nächste Spätvorstellung.

Hinzu kommt, dass Filme mit Überlänge in den ersten Wochen häufig nur mit einer Pause gezeigt werden – und diese für mich einen absolut unnötigen, ja sogar ärgerlichen Atmosphäre-Killer darstellt. Also warte ich, bis der Film auch ohne Pause gezeigt wird. Mit der Konsequenz, ihn dann nicht nur später, sondern meistens auch nur in einem kleineren Saal sehen zu können.

Mehr als genug Filme fürs Heimkino

Sooo viele Filme – bin ich eigentlich der einzige Filmliebhaber, der sich von dem (Über)Angebot der heutigen Zeit ein wenig erschlagen fühlt? Amazon Prime, Netflix, Sky – ich weiß gar nicht, was ich zuerst und zuletzt schauen soll. Und da ist das Kino noch nicht mal mit drin.

Hinzu kommt, dass Filme nach ihrer Kinoauswertung immer schneller bei den großen Anbietern verfügbar sind – oder dort sogar direkt veröffentlicht werden, ohne vorher den Umweg über das Kino zu gehen.

Die Zeit

Kommen wir zum wichtigsten Punkt: Zeit. Jeweils 30 Minuten für den Weg zum Kino und zurück. 20 Minuten Puffer für das Abholen der Karten und den obligatorischen Toilettengang. 30 Minuten Werbung und Trailer. Für einen typischen 2-Stunden-Film muss ich ca. vier Stunden einplanen. In der Zeit, die ich für einen Kinofilm aufbringen muss, kann ich zu Hause zwei Filme schauen. Oder nur einen und direkt danach noch eine kurze Review dazu schreiben.

Als Filme noch mein einziges Hobby waren, war mir das egal. Doch seit ich mich zusätzlich auch noch mit der Fotografie beschäftige, merke ich, dass ein typischer Tag schlicht und einfach viel zu wenig Stunden hat. Und ich meine Zeit effizienter nutzen muss!

365 Tage ohne Kino

Und das werde ich nun ab sofort auch tun. Indem ich künftig auf das Kino verzichte und mich stattdessen auf das Heimkino konzentriere. Und weil ich Herausforderungen liebe, ziehe ich das ab sofort ohne Ausnahme durch (und dabei starten demnächst so coole Filme – aber da muss ich jetzt durch).

Ich bin gespannt, ob ich während der nächsten 12 Monate das Gefühl haben werde, etwas zu verpassen. Oder ob sich vielleicht sogar ein ganz neues Gefühl der „Freiheit“ einstellt …

11 Kommentare

  1. Hey Sven,
    ich finde es gut, dass du diesen Weg gehst. Es ist mit Sicherheit mal eine interessante Alternative. Vieles von dem Lästigen, das du beschreibst, kann ich total nachvollziehen. Gerade das Cinemaxx findet immer neue Wege, den Kinobesuch teurer zu machen. Gönnt man sich zu einem Film auch noch Popcorn und Getränk, ist man schnell bei 25 Euro. Dazu kommt dann noch der bei vielen Filmen überflüssige Faktor 3D. Hauptsache, mehr Eintritt…

    Ich weiche, wenn die Filme da laufen und man nicht gerade vom Gruppenzwang her zum Cinemaxx genötigt wird, immer gern ins Studio Kino aus. Mir gefallen dort die Preise und das Retro-Ambiente. Allerdings bleibt auch dort das Risiko, ein unschönes Publikum zu erwischen. Denn das mit dem mangelnden Respekt vor dem Film und den Mitmenschen, die ihn in Ruhe sehen wollen, stelle auch ich immer mehr fest. Ich frage mich immer, ob den Menschen der Eintritt gar nicht zu teuer ist, um nur sein Smartphone zu benutzen oder sich mit dem Sitznachbarn zu unterhalten…

    Ich verzichte wegen Sky und dem frühen Erscheinen auch auf Bluray auch zusehends auf mehr Kinofilme. Auch wenn ich ein bisschen traurig darüber bin, weil viele Filme auf Leinwand einfach toll sind.

    Ich bin auf deine Erfahrungen gespannt!

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    • Stimmt, mit Popcorn und Getränk wird so ein Kinobesuch recht schnell sehr teuer. Da ich darauf bereits seit Jahren verzichte, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, wo die Preise inzwischen angekommen sind.

      Im Studio war ich auch schon ein paar Mal, allerdings finde ich nicht, dass sich das Publikum dort spürbar besser verhält. So scheint es dort „normal“ zu sein, während des Films als Gruppe kollektiv das gekaufte Bier aufploppen zu lassen und sich darüber zu beömmeln.

      Schauen wir mal, wie es mir in den nächsten Monaten ergeht. Und wann sich erste Entzugserscheinungen zeigen. 😉

  2. Vor den Kindern war ich auch 20-50x pro Jahr im Kino. Seitdem jedoch schaffe ich es höchstens noch 1 oder 2x und konsumiere die meisten Filme auch im Heimkino. Den Rest vermisse ich gar nicht so sehr. Insofern wirst du das bestimmt auch durchhalten, zumal du ja wohl eine ganz gute Ausstattung hast… 🙂

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    • Ach, sooo gut ist meine Ausstattung gar nicht. Zumindest habe ich keinen Projektor und muss mich mit meinem „kleinen“ Fernseher zufrieden geben. Dafür stimmt immerhin der Ton. 😉

      Ich bin gespannt, ob ich meine Ungeduld in den Griff bekomme. Jack Reacher, John Wick, Star Wars – da läuft ja doch so einiges an, was ich lieber heute als morgen sehe würde. Andererseits bin selbst ich inzwischen ruhiger geworden. Die Gnade des Alters. 😉

  3. Keine Ahnung, ob das Publikum immer weniger Respekt vor dem Medium Film

    Das liegt, denke ich, nicht nur aber auch daran dass das CinemaXx ein Mainstream-Kino ist. Ich selbst gehe bei mir nur in mein OV-Kino oder ins Arthouse-Kino und erlebe dort eigentlich nie, dass Gespräche geführt oder am Handy gespielt wird. Vielleicht schwörst du ja dem Kino nicht ganz ab, sondern gehst auch mal in ausgewählte Filme in entsprechend kleinere Lichtspielhäuser? 🙂

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    • Ich habe hier zwei kleinere Kinos direkt um die Ecke, musste aber die Erfahrung machen, dass das Publikum dort auch nicht großartig anders ist. Vermutlich liegt es weniger am Kino selbst als am Film: Je anspruchsvoller der Film, desto ruhiger (meist) auch das Publikum.

  4. Ich habe bei mir (Hannover) mittlerweile fast eine Garantie drauf, im Cinemaxx nur von Deppen und Kiddies umgeben zu sein, die sich wie die letzten Idioten aufführen. Gehe nur noch hin, wenn es unbedingt sein muss und sehe mir viel lieber im kleinen Programmkino oder dem Astor (multiplex mit Stil) Filme an. Dort ist das Publikum wie ausgewechselt.

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    • Schade, diese Erfahrung mit dem ausgewechselten Publikum konnte ich hier noch nicht machen. Wie ich weiter oben schon schrieb, glaube ich, dass es auch stark mit dem Film zusammenhängt. Bestimmte Filme ziehen nun mal auch ein bestimmtes Publikum an.

  5. Vor zehn Jahren hätte ich noch sagen können, dass Kino und Heimkino überhaupt nicht zu vergleichen sind. Doch seit die Digitalisierung das Kino zum „kollektiven Fernsehen“ (Tarantino) gemacht hat (und jetzt wörtlich genommen gar keine Filme mehr zeigt), stimmt das nur noch sehr eingeschränkt. Dennoch wirkt sowas wie Star Wars natürlich auf der großen Leinwand besser als auf der Mattscheibe und das Publikum hat auch positive Seiten, vor allem bei Komödien. Lange Rede kurzer Sinn: Ich kann dich verstehen, habe selbst das Konzept Kino aber noch nicht ganz aufgegeben.

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    • Stimmt, bei Komödien ist das Publikum wirklich nicht zu unterschätzen: Selbst schlechte Witze können spaßig sein, wenn andere Menschen darüber lachen – gute Laune ist halt doch irgendwie ansteckend. 🙂

      Und ja, bestimmte Filme wirken auf der großen Leinwand definitiv besser. Ich weiß auch schon jetzt, dass ich ziemlich mit mir werde kämpfen müssen, um auf „Rogue One“ im Kino zu verzichten. Ich brauche dringend einen Beamer und eine 3-Meter-Leinwand … mal schauen, was die Cyber-Monday-Woche zu bieten hat. 😉

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  1. CineKie.de | Angeschaut: Star Wars: Rogue One (2016) - […] November 2016 gehe ich nun nicht mehr ins Kino. Sechs Monate der (bislang) geplanten 12 sind vorbei. Und ich…

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