Fast & Furious 10 (2023)

Es gibt Filme, die sind so dumm, dass sie auf eine gewisse Art schon wieder unterhaltsam sind. Und es gibt Filme, die sind einfach nur dumm. „Fast & Furious 10“ aka „Fast X“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie, was mit Blick auf den nicht minder miserablen Vorgänger leider keine große Überraschung darstellt.

Die Story ist schnell erzählt, da nicht vorhanden: Dante (Jason Momoa) will Rache für den Tod seines Vaters und macht hierzu Jagd auf Dominic Toretto (Vin Diesel) und dessen Crew. Ja, und das war’s auch schon.

Was sich daraus ergibt, kennen wir bereits aus dem Vorgänger: unfreiwillig komische Dialoge rund um Ehre und die Familie, erschreckend viele Szenen, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen, und natürlich völlig überzogene CGI-Action ohne Sinn, Verstand und Gespür für eine packende Inszenierung. Die letzte Stunde dieser 142-minütigen Intelligenzbeleidigung ist so dämlich, dass ich sie nur im dauerhaften Facepalm-Modus ertragen konnte. Das Einzige, was dieses Machwerk ein Stück weit erträglicher macht als den ebenfalls kolossal vergeigten Vorgänger, ist die Performance von Jason Momoa. Dieser scheint als Einziger begriffen zu haben, in was für einem Schund er hier mitwirkt, und dreht dementsprechend komplett frei – was einerseits zwar lustig anzusehen ist, andererseits aber auch dafür sorgt, dass seine Figur eher einer Karikatur gleicht und keine echte Bedrohung ausstrahlt.

Am meisten ärgert mich jedoch, dass dieser Streifen sich anmaßt, inhaltlich an den tatsächlich verdammt unterhaltsamen und wohl besten Teil der Reihe „Fast & Furious Five“ anzuschließen. Eine Fortsetzung wie diese hat „Fast 5“ definitiv nicht verdient!

Meine Wertung: 3/10

Totally Killer (2023)

Dass sich der Slasher gut mit anderen Genres kombinieren lässt, hat Christopher Landon bereits zwei Mal bewiesen. In „Happy Deathday“ vereinte er das typische Meucheln mit der „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Zeitschleifenthematik, in „Freaky“ war dann der Körpertausch aus „Freaky Friday“ an der Reihe. Der seit Freitag bei Amazon Prime Video verfügbare „Totally Killer“ wurde zwar nicht von Christopher Landon inszeniert, schlitzt aber in eine ähnliche Kerbe, indem er seine Heldin in die Vergangenheit reisen lässt und damit „Zurück in die Zukunft“ nacheifert. Ich mag Slasher, ich liebe „Zurück in die Zukunft“ – da sollte es niemanden überraschen, dass der Film direkt auf meine Playlist wanderte.

1987 werden drei Teenager mit jeweils 16 Messerstichen brutal ermordet. Der „Sweet Sixteen Killer“ getaufte Mörder taucht danach unter – bis er 35 Jahre später wieder zuschlägt und Jamies (Kiernan Shipka) Mutter Pam (Julie Bowen) brutal ermordet. Als der Killer kurz danach versucht, auch Jamie zu töten, wird diese von der Zeitmaschine ihrer Freundin Amelia (Kelcey Mawema) versehentlich ins Jahr 1987 katapultiert. Dort versucht Jamie nun, die ursprünglichen Morde zu verhindern, und damit ihrer Mutter in der Zukunft das Leben zu retten …

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht. „Totally Killer“ ist nämlich mehr Komödie als Slasher, und legt als solche ihren Fokus fast ausschließlich auf die verrückte Situation, und weniger auf eine spannende (oder schlüssige) Killerhatz. Das ist nicht zwingend schlimm und letztlich sogar ganz unterhaltsam, hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Nicht zuletzt, weil ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Dass Jamies Mutter und ihre Freunde als Teenager fiese Mobber waren, ist durchaus eine interessante Idee, sorgte in Kombination mit der nicht vorhandenen Charakterentwicklung aber auch dafür, dass ich mit der gesamten Clique nur wenig anzufangen wusste. Und auch Jamie selbst ging mir mit ihrer überkorrekten Art recht schnell auf die Nerven. Auf dem Papier mag es eine witzige Idee gewesen sein, so eine Person auf den Zeitgeist der 80er treffen zu lassen, doch viel mehr als sich ständig wiederholende „Das ist jetzt aber unangebracht!“-Anmerkungen ist den Drehbuchautoren hierzu leider nicht eingefallen. Schwach.

Sei’s drum, insgesamt hat mich der Film dennoch gut unterhalten. Er ist kurzweilig, bietet den einen oder anderen netten Schmunzler, und als Kind der 80er fällt es mir ohnehin schwer, solche Filme nicht irgendwie sympathisch zu finden. An „Happy Deathday“ und „Freaky“ reicht er allerdings nicht mal ansatzweise heran.

Meine Wertung: 6/10

Küssen und andere lebenswichtige Dinge (2023)

Gestern Abend stand mir urplötzlich der Sinn nach etwas Romantik. Da ich für Tinder nicht so der Typ bin, entschied ich mich stattdessen für die Romanverfilmung „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“, die seit ein paar Wochen bei Netflix verfügbar ist. Und so viel sei schon mal vorweggenommen: Es war eine gute Entscheidung.

Helen (Ellie Kemper) ist Anfang 30, frisch geschieden und seit der Trennung ein wenig orientierungslos. Um sich selbst etwas zu beweisen und wieder zurück in die Spur zu finden, nimmt sie an einer mehrtägigen Wandertour durch die Appalachen teil. Dort trifft Helen nicht nur auf eine wild zusammengewürfelte Truppe schräger Charaktere, sondern auch auf Jake (Luke Grimes), den besten Freund ihres jüngeren Bruders …

Ich geb’s zu: Ich bin positiv überrascht. Sehr positiv überrascht. „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ist nicht nur richtig witzig und stellenweise herrlich schräg, sondern auch überraschend rührend. Und das war nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte. Erst recht nicht, da viele der Tour-Teilnehmer zu Beginn als völlig überzeichnete Figuren eingeführt werden, die anscheinend nur der Lacher wegen dabei sind. So nimmt die völlig verpeilt wirkende Kaylee (Gus Birney) nur teil, um sich ihrer Angst vor Holz zu stellen – und ist dann völlig überrascht, wie viel Holz es doch im Wald gibt. Das ist nicht nur albern, sondern zuweilen auch etwas anstrengend. Doch im Laufe des Films bekommen die Teilnehmer nach und nach ihre nachdenklichen Momente, die einen Blick in ihr Inneres gestatten und sie dadurch menschlich, sympathisch und greifbar werden lassen. Wenn in einem dieser Momente ein sonst eher nerviger Teilnehmer erzählt, dass er sich an irgendeinem Punkt in seinem Leben verlaufen hat, nun den Weg zurück nicht mehr findet und vermutlich auch nicht mehr finden wird, dann ist das nicht nur rührend, sondern es lässt auch sein Verhalten in einem anderen Licht erscheinen. Insgesamt hat es mir unheimlich viel Spaß bereitet, dieser schrägen Truppe dabei zuzusehen, wie sie sich nach und nach öffnet, zusammenwächst und sich gegenseitig Halt gibt.

Gleichzeitig finde ich aber auch, dass der Film insgesamt zu wenig aus den Figuren macht. Vieles wird angerissen, dann aber eher oberflächlich abgehandelt. Und das gilt leider nicht nur für die Neben-, sondern auch für die Hauptfiguren. Außerdem schwächelt „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ ausgerechnet bei dem romantischen Teil, denn dass es zwischen Helen und Jake knistert, wird zwar mehrmals im Film angesprochen, gespürt habe ich davon aber ehrlicherweise nur wenig. Dass ich dennoch mit den beiden mitfühlen konnte und mir gewünscht habe, dass aus ihnen am Ende ein Paar wird, liegt vermutlich nicht zuletzt daran, dass ich mich in Liebesdingen ähnlich ungeschickt verhalte, wie Jake es im Film tut.

Somit ist „Küssen und andere lebenswichtige Dinge“ eine vielleicht etwas unausgegorene, aber verdammt sympathische Mischung aus Komödie, Drama und Liebesfilm – und war letztlich genau das, was ich gestern gebraucht habe.

Meine Wertung: 7/10

No One Will Save You (2023)

Ich sag’s, wie es ist: Schaue ich einen Film zum ersten Mal, dann am liebsten alleine. Es gibt keine Ablenkung. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob der Film der anderen Person gefällt. Oder anders formuliert: Ich kann mich voll und ganz auf das Geschehen konzentrieren und einlassen. Meistens ist es genau so perfekt. Unbefriedigend wird’s nur, wenn ein Film so viel zu bieten hat, dass ich direkt danach gerne mit jemandem über das eben Gesehene diskutieren und philosophieren würde. Der seit heute bei Disney+ verfügbare Science-Fiction-Film „No One Will Save You“ ist einer dieser seltenen Filme.

In diesem geht’s um die junge Brynn (Kaitlyn Dever), die seit dem Tod ihrer Mutter alleine und zurückgezogen in ihrem Elternhaus lebt. Als Brynn eines Nachts Geräusche aus der unteren Etage wahrnimmt, vermutet sie Einbrecher in ihrem Haus, muss dann jedoch schockiert feststellen, dass Außerirdische es auf sie abgesehen haben …

In den letzten Tagen habe ich oft gelesen, dass „No One Will Save You“ eine Art Home-Invasion-Thriller mit Außerirdischen ist. Einerseits stimmt das, andererseits wird das dem Film nicht mal ansatzweise gerecht. Da es jedoch ein Verbrechen wäre, mehr über die Story zu verraten, belasse ich es dabei. Je weniger ihr wisst, desto besser. Was ich jedoch verraten kann, ist, dass der Film sehr speziell ist. Auf eine positive Art.

Da wäre zum einen, dass in dem Film (fast) kein Wort gesprochen wird. Nicht, weil nicht gesprochen werden dürfte (wir sind hier ja nicht bei „A Quiet Place“), sondern weil das Schweigen zu den Personen und Situationen passt – und letztlich mehr aussagt, als es Worte je könnten. Dass der Film auch ohne Worte funktioniert, verdankt er nicht nur seiner packenden Story, sondern insbesondere auch der grandiosen Kaitlyn Dever, die sich hiermit definitiv für Größeres empfiehlt.

Was mir jedoch besonders gefallen hat, ist, dass der Film nicht nur Ideen aus diversen Science-Fiction- und Horrorfilmen kombiniert und neu mischt, sondern gleichzeitig auch als menschliches Drama verstanden werden kann. Während „No One Will Save You“ einerseits ein klassischer Science-Fiction-Invasionsfilm mit unheimlicher Atmosphäre, spannender Story und durchaus gruseligen Aliens ist, behandelt er andererseits auch Themen wie Trauer, Traumabewältigung, Außenseitertum und das menschliche Bedürfnis, anerkannt und respektiert zu werden. Als Ergebnis bietet der Film jede Menge Interpretationsspielraum und Stoff für Diskussionen. Stark. Richtig richtig stark.

Kurz gesagt: „No One Will Save You“ ist ein perfektes Beispiel dafür, wieso ich das Genrekino liebe. Daher kann ich gar nicht anders, als hiermit eine fette Empfehlung auszusprechen!

Meine Wertung: 9/10

Sisu: Rache ist süss (2022)

Finnland, kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs. Auf dem Weg zurück nach Deutschland trifft eine Einheit der Wehrmacht auf einen verlotterten Goldschürfer (Jorma Tommila). Als die Soldaten bemerken, dass der Unbekannte tatsächlich Gold bei sich trägt, beschließen sie, ihn zu töten und das Gold an sich zu nehmen. Was sie nicht ahnen: Bei dem vermeintlich wehrlosen alten Mann handelt es sich um den finnischen Elitesoldaten Aatami Korpi, der in seinem Land, nicht ohne Grund, eine Legende ist …

Ihr mögt blutige Actionfilme und könnt gar nicht genug davon bekommen, wenn widerliche Nazis auf brutalste Art ins Jenseits befördert werden? Herzlichen Glückwunsch, dann ist „Sisu“ euer Film! Messer, Schusswaffen, Landminen – was Regisseur Jalmari Helander hier vom Stapel lässt, lässt das Herz eines jeden Actionfans höher schlagen. Realismus dürft ihr hierbei allerdings nicht erwarten. Zwar beginnt der Film noch recht bodenständig, steigert sich in Sachen Gewalt und Absurdität dann aber von Minute zu Minute, bis er am Ende in einem komplett überzeichneten Finale mündet, das auch gut einem Comic entsprungen sein könnte.

Während Jorma Tommila als wortkarge und unkaputtbare („Er ist nicht unsterblich, er weigert sich einfach zu sterben.“) Ein-Mann-Armee ’ne Wucht und eindeutig das Herzstück des Films ist, bleiben sämtliche anderen Figuren leider nur schmückendes Beiwerk oder reines Kanonenfutter. Dies und die Tatsache, dass sich trotz gerade mal 90 Minuten Laufzeit die eine oder andere Länge einschleichen konnte, sorgen dafür, dass „Sisu“ es trotz seines unbestreitbaren Spaßfaktors leider nicht schafft, bei den ganz Großen des Genres mitzuspielen.

Meine Wertung: 7/10

House of Darkness (2022)

Nachdem er sie in einer Bar kennengelernt hat, fährt Hap (Justin Long) die hübsche Mina (Kate Bosworth) nach Hause. Das große Herrenhaus, in dem sie lebt, wirkt zwar durchaus unheimlich auf ihn, doch die Aussicht auf einen One-Night-Stand mit der mysteriösen Schönheit lässt jegliche Bedenken unwichtig erscheinen. Nach und nach muss Hap feststellen, dass Mina nur ein Spiel mit ihm zu spielen scheint. Und dann taucht plötzlich auch noch Minas Schwester Lucy (Gia Crovatin) auf …

Eine moralisch fragwürdig handelnde Person, die an die Falschen gerät und am Ende für ihr Handeln bestraft wird – im Grunde ist die Horrorkomödie „House of Darkness“ eine überlange Folge „Geschichten aus der Gruft“. Und auch wenn der Film mir durchaus gefallen hat, sage ich voraus, dass er vielen Zuschauern zu geschwätzig und langatmig sein wird. Der Horroranteil beschränkt sich nämlich auf die letzten fünf Minuten. Die 80 Minuten davor sind ein Kammerspiel, in dem sich ein Aufreißer mit zwei Frauen unterhält. Und sich dabei um Kopf und Kragen redet. Wer Justin Long und Kate Bosworth mag, auch in scheinbar unbedeutenden Dialogen gerne nach einer Botschaft sucht und ein Faible für kleine Filme hat, wird daran seine Freude haben. Alle anderen werden sich recht bald fragen, wann es denn nun endlich mal zur Sache geht. Insgesamt ist „House of Darkness“ somit eine sehr spezielle Angelegenheit, die als Kurzfilm vermutlich besser funktioniert hätte.

Meine Wertung: 6/10

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