Master Gardener (2022)

Nachdem mein Kreislauf mir heute Mittag auf dem Heimweg ziemlich zu schaffen machte, stand ich nach dem Essen vor der Entscheidung, mich für zwei Stunden hinzulegen oder mich auf einen Film einzulassen. Ich entschied mich für letzteres – und das war definitiv die richtige Entscheidung, denn „Master Gardener“ ist genau die Art von Film, die ich heute gebraucht habe.

Worum geht’s

Der schweigsame Gärtner Narvel Roth (Joel Edgerton) kümmert sich mit seinem Team um das Anwesen der reichen Witwe Norma Haverhill (Sigourney Weaver). Eines Tages bittet Norma ihn, ihre Großnichte Maya (Quintessa Swindell), die nach dem Tod ihrer Mutter auf die schiefe Bahn geraten ist, zur Botanikerin auszubilden. Während ihrer Ausbildung kommen die dunkelhäutige Maya und Narvel sich langsam näher. Was Maya nicht ahnt: Narvel heißt eigentlich Norton Rupplea, war früher überzeugter Rassist und wurde nach seiner Aussage gegen seine eigenen Leute ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen …

Meine Meinung

„Master Gardener“ wird oft als Thriller bezeichnet, und auch der Trailer deutet eine entsprechende Richtung an, doch diese Zuordnung ist schlicht falsch: Der Film ist ein ruhig, ein sehr ruhig erzähltes Drama, in dem sich zwei Menschen mit jeweils düsterer Vergangenheit finden und gegenseitig dabei helfen, wieder in die Zukunft zu blicken. Es ist ein Film, der zeigt, dass unsere Vergangenheit zwar immer ein Teil von uns sein wird, wir uns aber dennoch von ihr lösen und einen anderen Weg einschlagen können. Der zeigt, dass wir Menschen weder direkt verurteilen, noch sie aufgrund ihrer vergangenen Taten abschreiben sollten. Und der nicht zuletzt zeigt, wie wichtig es ist, zu vergeben – insbesondere sich selbst.

Filme wie dieser stehen und fallen mit ihren Darstellern – und hier macht „Master Gardener“ alles richtig. Joel Edgerton liefert als ehemaliger Nazi eine hervorragende Leistung und dominiert mit seiner ruhigen Art nahezu jede Szene. Sigourney Weaver und Quintessa Swindell spielen ebenfalls fantastisch, haben jedoch den Nachteil, dass ihre Figuren nicht so tiefgründig und im Fall der Witwe Norma sogar ein wenig oberflächlich angelegt sind. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen.

So oder so hat mir „Master Gardener“ ausgesprochen gut gefallen. Wer Spannungskino erwartet, wird sicherlich enttäuscht sein, aber für das falsche Marketing kann der Film ja nichts.

Meine Wertung: 8/10

The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche (2019)

Montag. 1. April. Neue Woche. Neues Quartal. Einmal mehr habe ich mir vorgenommen, wieder öfter Filme zu schauen, die ich noch nicht kenne. Und auch wieder mehr zu bloggen. Im Zweifel lieber kurz als gar nicht. Ihr kennt das Spiel ja inzwischen von mir. Mal schauen, wie lange ich dieses Mal durchhalte.

Zumindest der Anfang ist gemacht, denn mit „The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“ habe ich heute tatsächlich einen für mich neuen Film geschaut. In diesem ersteigert der Mittfünfziger David (Gary Oldman) eine verwaiste Segelyacht, um sich mit dieser als Charter-Unternehmer selbständig zu machen. Nachdem er das Boot restauriert hat, bricht David gemeinsam mit seiner Frau Sarah (Emily Mortimer), den beiden Töchtern und zwei Freunden zu einer mehrtägigen Testfahrt auf. Doch die Yacht birgt ein tödliches Geheimnis …

Zugegeben, viel habe ich von dem Film nicht erwartet. Und genau das habe ich auch bekommen. „The Ship – Das Böse lauert unter der Oberfläche“ ist ein typischer Geister-Horrorfilm nach Schema F, der das Rad definitiv nicht neu erfindet, aber auch nicht sonderlich weh tut. Gary Oldman und Emily Mortimer sind immer einen Blick wert, ein paar Jump-Scares sind ganz nett und dank der knackigen Laufzeit von gerade mal 84 Minuten kommt auch keine großartige Langeweile auf. Leider macht der Film fast nichts aus seiner Location und verrät außerdem viel zu früh, nämlich direkt zu Beginn, um was es eigentlich geht. Und dass die Geschichte in Form einer Befragung anhand von Rückblenden erzählt wird, ist der Spannung auch nicht sonderlich zuträglich. Was bleibt, ist solider Durchschnitt. Kann man gucken. Man verpasst aber auch nichts, wenn man es sein lässt.

Meine Wertung: 5/10

Fast & Furious 10 (2023)

Es gibt Filme, die sind so dumm, dass sie auf eine gewisse Art schon wieder unterhaltsam sind. Und es gibt Filme, die sind einfach nur dumm. „Fast & Furious 10“ aka „Fast X“ gehört eindeutig zur zweiten Kategorie, was mit Blick auf den nicht minder miserablen Vorgänger leider keine große Überraschung darstellt.

Die Story ist schnell erzählt, da nicht vorhanden: Dante (Jason Momoa) will Rache für den Tod seines Vaters und macht hierzu Jagd auf Dominic Toretto (Vin Diesel) und dessen Crew. Ja, und das war’s auch schon.

Was sich daraus ergibt, kennen wir bereits aus dem Vorgänger: unfreiwillig komische Dialoge rund um Ehre und die Familie, erschreckend viele Szenen, die nichts zur eigentlichen Handlung beitragen, und natürlich völlig überzogene CGI-Action ohne Sinn, Verstand und Gespür für eine packende Inszenierung. Die letzte Stunde dieser 142-minütigen Intelligenzbeleidigung ist so dämlich, dass ich sie nur im dauerhaften Facepalm-Modus ertragen konnte. Das Einzige, was dieses Machwerk ein Stück weit erträglicher macht als den ebenfalls kolossal vergeigten Vorgänger, ist die Performance von Jason Momoa. Dieser scheint als Einziger begriffen zu haben, in was für einem Schund er hier mitwirkt, und dreht dementsprechend komplett frei – was einerseits zwar lustig anzusehen ist, andererseits aber auch dafür sorgt, dass seine Figur eher einer Karikatur gleicht und keine echte Bedrohung ausstrahlt.

Am meisten ärgert mich jedoch, dass dieser Streifen sich anmaßt, inhaltlich an den tatsächlich verdammt unterhaltsamen und wohl besten Teil der Reihe „Fast & Furious Five“ anzuschließen. Eine Fortsetzung wie diese hat „Fast 5“ definitiv nicht verdient!

Meine Wertung: 3/10

Fingernails (2023)

Wenn mich ein Film auch Wochen nach der Sichtung noch beschäftigt, ist dies meist ein gutes Zeichen. Das Anfang November bei Apple TV+ erschienene Science-Fiction-Liebesdrama „Fingernails“ ist solch ein Film. Nicht zuletzt, weil er eine interessante Frage aufwirft: Was wäre, wenn Liebe wissenschaftlich messbar wäre?

Worum geht’s

Wissenschaftlern ist das Unmögliche gelungen: Sie haben eine Maschine entwickelt, die anhand der Fingernägel bestimmen kann, ob sich zwei Menschen tatsächlich lieben. Als sie ihren Job als Lehrerin verliert, nimmt Anna (Jessie Buckley) eine Stelle im Love Institute an. Das von Duncan (Luke Wilson) geleitete Unternehmen führt die entsprechenden Tests nicht nur selbst durch, sondern versucht zusätzlich, die Paare in mehrwöchigen Sitzungen bestmöglich auf den Test vorzubereiten. Und diese Vorbereitung ist auch bitter nötig, denn das Ergebnis fällt in überwältigender Mehrheit negativ aus. Während sie diverse Paare auf dem Weg zum Test begleitet, kommt Anna auch ihrem Kollegen Amir (Riz Ahmed) näher – und das, obwohl sie in einer positiv bescheinigten Beziehung mit Ryan (Jeremy Allen White) lebt …

Meine Meinung

Vergisst man für einen kurzen Moment das Science-Fiction-Element, dann ist „Fingernails“ ein recht gewöhnliches Liebesdrama. Eine Frau lebt in einer eher unglücklichen Beziehung, lernt einen Mann kennen (wobei wir als Zuschauer von Beginn an wissen, dass es zwischen den beiden funken wird) und muss sich nun ihrer Gefühle klar werden. So weit, so bekannt. Was den Film besonders macht, ist, dass Gefühle hier nicht mehr nur Gefühle sind, sondern zu Fakten erklärt werden. Und das wirft dann nicht nur ziemlich viele, sondern auch ziemlich interessante Fragen auf.

Wäre Liebe wissenschaftlich messbar, würden wir das Ergebnis dann wissen wollen? Wäre es klug, das Ergebnis wissen zu wollen? Würden wir unsere Beziehungen von einem Testergebnis abhängig machen? Würden wir an einer bescheinigten Liebe festhalten, auch wenn wir darin nicht glücklich sind? Würden wir uns überhaupt auf eine Beziehung einlassen, wenn wir wüssten, dass es für sie keine Zukunft gibt? Und ist es überhaupt wichtig, ob eine Beziehung hält, oder sollten wir nicht vielmehr einfach die gemeinsame Zeit genießen, egal wie lange sie anhält, und auch Enttäuschungen und negative Erfahrungen zulassen?

Zugegeben, die meisten dieser Fragen sind nicht wirklich neu. Auch im echten Leben verzichten Menschen auf eine mögliche Beziehung, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Mal sind es gesellschaftliche Zwänge, die uns zweifeln lassen. Mal ist es das diffuse Gefühl, nicht gut genug zu sein. Mal der etwaige Altersunterschied. Und manchmal sind es auch einfach nur banalste Dinge wie das falsche Sternzeichen. Durch den im Film dargestellten Test bekommen diese Fragen allerdings noch mal eine ganz andere Bedeutung. Was würde es mit uns machen, wenn unsere Zweifel nicht mehr „nur“ persönlicher oder gesellschaftlicher Natur wären, sonder wissenschaftlich begründet? Würden wir uns dem fügen oder uns darüber hinwegsetzen und das Risiko dennoch eingehen? Ja, über solche Fragen kann ich wochenlang nachdenken.

Der Film selbst maßt sich zum Glück nicht an, die Antworten auf diese Fragen zu kennen. Das Ende gibt zwar durchaus eine gewisse Richtung vor, bleibt gleichzeitig aber offen genug, um eigene Gedanken zuzulassen. Ob das Ende jedem gefällt, sei dabei mal dahingestellt. Dasselbe gilt für den Film insgesamt, der sehr ruhig erzählt wird. So ruhig, dass manche ihn vielleicht schon als langweilig empfinden könnten. Mir persönlich hingegen haben gerade diese ruhige Erzählweise und der Fokus auf die kleinen Momente und Gesten gefallen. Aber egal wie man zu dem Film an sich steht, in einem Punkt dürften sich alle einig sein: Jessie Buckley und Riz Ahmed, die ihre Figuren sehr verunsichert, gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll anlegen, sind grandios – und machen „Fingernails“ meiner Meinung nach schon aufgrund ihres differenzierten Spiels sehenswert!

Meine Wertung: nachdenkliche 8/10

Totally Killer (2023)

Dass sich der Slasher gut mit anderen Genres kombinieren lässt, hat Christopher Landon bereits zwei Mal bewiesen. In „Happy Deathday“ vereinte er das typische Meucheln mit der „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Zeitschleifenthematik, in „Freaky“ war dann der Körpertausch aus „Freaky Friday“ an der Reihe. Der seit Freitag bei Amazon Prime Video verfügbare „Totally Killer“ wurde zwar nicht von Christopher Landon inszeniert, schlitzt aber in eine ähnliche Kerbe, indem er seine Heldin in die Vergangenheit reisen lässt und damit „Zurück in die Zukunft“ nacheifert. Ich mag Slasher, ich liebe „Zurück in die Zukunft“ – da sollte es niemanden überraschen, dass der Film direkt auf meine Playlist wanderte.

1987 werden drei Teenager mit jeweils 16 Messerstichen brutal ermordet. Der „Sweet Sixteen Killer“ getaufte Mörder taucht danach unter – bis er 35 Jahre später wieder zuschlägt und Jamies (Kiernan Shipka) Mutter Pam (Julie Bowen) brutal ermordet. Als der Killer kurz danach versucht, auch Jamie zu töten, wird diese von der Zeitmaschine ihrer Freundin Amelia (Kelcey Mawema) versehentlich ins Jahr 1987 katapultiert. Dort versucht Jamie nun, die ursprünglichen Morde zu verhindern, und damit ihrer Mutter in der Zukunft das Leben zu retten …

Klingt spannend, oder? Ist es aber nicht. „Totally Killer“ ist nämlich mehr Komödie als Slasher, und legt als solche ihren Fokus fast ausschließlich auf die verrückte Situation, und weniger auf eine spannende (oder schlüssige) Killerhatz. Das ist nicht zwingend schlimm und letztlich sogar ganz unterhaltsam, hat mich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Nicht zuletzt, weil ich mit den Figuren einfach nicht warm wurde. Dass Jamies Mutter und ihre Freunde als Teenager fiese Mobber waren, ist durchaus eine interessante Idee, sorgte in Kombination mit der nicht vorhandenen Charakterentwicklung aber auch dafür, dass ich mit der gesamten Clique nur wenig anzufangen wusste. Und auch Jamie selbst ging mir mit ihrer überkorrekten Art recht schnell auf die Nerven. Auf dem Papier mag es eine witzige Idee gewesen sein, so eine Person auf den Zeitgeist der 80er treffen zu lassen, doch viel mehr als sich ständig wiederholende „Das ist jetzt aber unangebracht!“-Anmerkungen ist den Drehbuchautoren hierzu leider nicht eingefallen. Schwach.

Sei’s drum, insgesamt hat mich der Film dennoch gut unterhalten. Er ist kurzweilig, bietet den einen oder anderen netten Schmunzler, und als Kind der 80er fällt es mir ohnehin schwer, solche Filme nicht irgendwie sympathisch zu finden. An „Happy Deathday“ und „Freaky“ reicht er allerdings nicht mal ansatzweise heran.

Meine Wertung: 6/10

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