Im Kino gesehen: Wall-E

Ist es nicht schön, dass sich die Menschen endlich mal einig sind? Ich habe bislang noch keine Review gelesen und keine Person getroffen (außer meiner Kinobegleitung), die „Wall-E“ nicht bis in unerreichbare Sphären lobt. „so süß“, „so rührend“, „man muss diesen kleinen Roboter einfach lieben“ … ganz im Ernst: Nein, muss man nicht!

Worum geht’s

Die Erde – unendliche Müllberge. Wir schreiben das Jahr 2815. Dies sind die Abenteuer des Roboters Wall-E, der mit einer Kakerlake als Freund 700 Jahre lang unterwegs ist, um Müll zu sortieren, zu pressen, zu stapeln. Viele Lichtjahre von den letzten im All lebenden Menschen entfernt, dringt Wall-E in menschliche Gefühle vor, die schon lange kein Mensch mehr empfunden hat …
Als die Roboterdame EVE auf der Erde abgesetzt wird, bekommt Wall-E endlich seine große Chance, diese Gefühle auszuleben. Doch als er EVE unbewusst dabei behilflich ist ihre Mission zu erfüllen und sie von ihrem Mutterschiff abgeholt wird, beginnt das Abenteuer erst. Denn seine große Liebe lässt Wall-E sich nicht so einfach nehmen …

Meine Meinung

Ganz ehrlich: Ich kann nicht nachvollziehen, wieso „Wall-E“ so hoch gelobt wird. Die lustigen Szenen kann man an zehn Fingern abzählen – und was erschwerend hinzu kommt: Sie sind alle bereits aus den Trailern bekannt. Außer man kann darüber lachen, wie ein Roboter zum wiederholten Male irgendwo runterfällt. Ha ha. Leider verursacht so was in Animationsfilmen bei mir beim ersten Mal lediglich ein kleines Schmunzeln und danach nur noch gähnende Langeweile.

Aber gut, Animationsfilme sind erwachsen geworden und sie auf ihre lustigen Szenen zu beschränken, wird ihnen schon längst nicht mehr gerecht. Also schauen wir weiter:

Da wäre noch die Liebesgeschichte zwischen Wall-E und EVE. Niedlich? Schon irgendwie. Aber bewegend? Oder rührend? Keineswegs. Dafür ist die Zeit, die Wall-E und EVE miteinander verbringen, viel zu kurz. Erst recht, wenn man bedenkt, wie schnell EVE deaktiviert wird, um auf ihr Mutterschiff zu warten. Klar ist es niedlich anzuschauen, wie Wall-E sich währenddessen um seine Herzdame kümmert, aber berührt hat es mich nicht. Zumal beide Roboter in ihrer Einfachheit viel zu debil wirken, um wirklich mit ihnen sympathisieren zu können.

Kommen wir zur Botschaft des Films. Oder sagen wir besser: Zu den Botschaften des Films. Denn davon hat der Film einige auf Lager. Zum Beispiel, dass man für seine Liebe kämpfen muss. Oder dass man sich nicht blind auf die Technik verlassen darf. Oder dass man den Blick nicht vor seinem Umfeld verschließen sollte. Oder dass man die natürlichen Ressourcen der Erde zu achten hat. Oder oder oder … was ich normalerweise mag, hat mich bei „Wall-E“ eher genervt, weil es dem Publikum mit dem Holzhammer eingetrichtert wird, damit es auch der letzte Dussel versteht.

Achtung: Spoiler!!!

Das Ende des Films hätte meine Meinung noch einmal positiv beeinflussen können, doch leider wurde eine tolle Möglichkeit dem Happy End geopfert. Bedauerlich, da der Film durch die Löschung von Wall-Es Charakter einen ganz anderen Beigeschmack erhalten hätte …

Ende des Spoilers

Aber ich möchte nicht nur meckern: Technisch gesehen ist „Wall-E“ wirklich einsame spitze und sicherlich eine Klasse für sich. Die Roboter sind super animiert, Wall-Es „Gesichtsausdrücke“ wurden hervorragend umgesetzt und auch die im letzten Drittel vorhandenen Actionszenen wissen zu begeistern. Gleiches gilt für den Ton und die Musik.

Mein Fazit

Technisch hervorragender Animationsfilm, der jedoch den Charme der vorherigen Pixar-Abenteuer vermissen lässt und mich leider Gottes völlig kalt gelassen hat. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein humorloser Eisklotz, der einfach nur mal wieder korrekt … wer den Film „Evolution“ kennt, weiß, wie es weitergeht. 😉

Meine Wertung: 5/10

Ratatouille

Endlich ist er in Deutschland angekommen: Pixars neuester Animationsstreich „Ratatouille“ (ich hasse es, dieses Wort zu schreiben). Offiziell startet er zwar erst am 03.10.2007, doch als treuer Besucher der Sneak kam ich bereits einen Monat früher in den Genuss des neuesten Pixar-Films.

Worum geht’s

Der junge Remy vereint alle Eigenschaften eines guten Kochs in sich. Er besitzt eine feine Nase, hat ein Gespür für guten Geschmack, verfügt über Improvisationstalent und liebt es, seinen Gästen exklusive Gerichte zuzubereiten. Da gibt es nur ein kleines Problem: Remy ist eine Ratte. Als er im Restaurant seines verstorbenen Idols Gusteau eine Suppe verfeinert, wird er entdeckt und soll vom Küchenjungen Linguini „entsorgt“ werden. Dieser erkennt jedoch das Talent der Ratte und lässt ihn am Leben. Schon bald stehen Linguini und Remy, versteckt unter Linguinis Küchenhaube, gemeinsam in der Küche, argwöhnisch beobachtet vom Küchenchef Skinner…

Meine Meinung

Respekt! 12 Jahre lang schafft Pixar es nun bereits, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden und überdurchschnittliche Animationsfilme auf die Leinwand zu zaubern. Auch „Ratatouille“ reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Um genau zu sein nimmt er gemeinsam mit „Die Unglaublichen“ sogar den ersten Platz ein.

Die Geschichte von Remy, der trotz aller widrigen Umstände seiner Bestimmung folgt und an sich glaubt, wird warmherzig erzählt, ohne in den Kitsch abzudriften. Die Moral, die der Film dabei aufzeigt, ist offensichtlich. Jedoch wird sie niemals mit erhobenem Zeigefinger vermittelt, sondern bleibt jederzeit der Geschichte und den Charakteren untergeordnet.

Auch zu schmunzeln und zu lachen gibt es mehr als genug. Seien es die liebenswerten Charaktere wie z.B. Remys jeglichen Müll fressenden Bruder, die weniger liebenswerten Charaktere wie z.B. der misstrauische Küchenchef Skinner oder die zahlreichen originellen Einfälle wie z.B. Remys Art, Linguini in der Küche unter die Arme zu greifen, es gibt jederzeit einen Grund zu schmunzeln oder lachen.

Schlussendlich weiß auch die technische Seite vollends zu begeistern. Dass die Animationen, man achte besonders auf das Wasser und das Fell der Ratten, nahezu perfekt sind, ist man von Pixar inzwischen ja bereits gewohnt. Bei „Ratatouille“ gesellt sich zur tollen Optik jedoch auch noch eine grandiose Klangkulisse hinzu. Wenn Remy vor menschlichen Jägern flieht, beben die Kinositze, als würde man sich in einem Actionfilm befinden. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich bereits darauf freue, den Film im „Heimkino“, in dem Surround-Klänge meist besser zur Geltung kommen, genießen zu dürfen.

Mein Fazit

„Ratatouille“ ist ein perfekter Animationsspaß für Jung und Alt, ein Film für die ganze Familie. Warmherzig und lustig überträgt er seine Botschaft an uns, ohne sie uns aufzuzwängen: Hab Vertrauen. In dich. In deine Familie. In deine Freunde.

Wertung: 10/10

Weitere Meinungen aus der Blogosphäre:

CeReality

Shrek der Dritte

Vor lauter Enttäuschung (oder sollte ich sagen Wut?) fehlen mir glatt die Worte für eine gelungene Einleitung. Also geht’s direkt an die eigentliche Review, dann hab ich’s wenigstens hinter mir…

Worum geht’s

Der König von Weit Weit Weg liegt im Sterben. Die Krone übernehmen soll Shrek, der sich jedoch so gar nicht als zukünftigen König sieht. Deshalb begibt er sich mit Esel und dem gestiefelten Kater auf die Suche nach dem in Vergessenheit geratenen Artie, einem Jüngling, der königliches Blut in sich trägt. Doch kaum ist Shrek abgereist, übernimmt Prinz Charming mit einer Horde Märchenschurken das Königreich, sieht er doch endlich seine Chance gekommen, selbst König zu werden. Kann Shrek Artie finden und Weit Weit Weg retten?

Meine Meinung

Wie der geneigte Leser meinen ersten beiden Sätzen vielleicht bereits entnommen hat: Ich bin sauer! Stand „Shrek“ noch für zynischen und sarkastischen Humor, ist der Oger im dritten Teil endgültig zu einer reinen Kinderattraktion mit harmlosem Humor und politisch korrekten Aussagen verkommen. Endlich trifft der Spruch „Früher war alles besser“ mal ins Schwarze: Früher wurde sich mit Märchenbüchern der Hintern abgewischt, Bären-Mamas landeten als Bettvorleger auf dem Boden und verwaiste Vogeleier als Spiegeleier in der Bratpfanne. Heute gibt es stattdessen harmlose Slapstick-Einlagen, einen Rollentausch zwischen Esel und Kater sowie Ansprachen, die an das Gute im Menschen bzw. in der Märchenfigur appellieren – spätestens an dieser Stelle hätte der alte Shrek sich vermutlich selbst von seinem Leiden erlöst.

Technisch wurde der Film perfekt umgesetzt: Die Animationen sehen wie immer klasse aus, die Musikauswahl wurde einmal mehr hervorragend getroffen und die (deutschen) Synchronsprecher gehen mit hörbarer Freude ans Werk.

Mein Fazit

„Shrek der Dritte“ hat abgesehen von der Optik nichts mehr mit dem Erstling gemeinsam und reiht sich nahtlos in die inzwischen viel zu lange Reihe belangloser Animationsfilme ein. Für Kinder mag der Film ganz unterhaltsam sein, doch für Fans des grünen Ogers ist dieser Film ein äußerst schmerzhafter Schlag ins Gesicht.

Wertung 4/10

Monster House

Ein Gruselfilm, der Kinder wie Erwachsene zu gleichen Teilen ansprechen soll, aber nicht mit echten Schauspielern aufwartet, sondern als Animationsfilm daherkommt – kann so etwas funktionieren? Es kann, auch wenn es in „Monster House“ nur bedingt gelingt…

Inhalt

Der Teenager D.J. wohnt direkt gegenüber dem in der Nachbarschaft gefürchteten Kinderhasser Nebbercracker: Welches Kind auch immer dessen Grundstück betritt, erlebt den Zorn des alten Mannes. Als Mr. Nebbercracker zu Halloween bei einem seiner Wutanfälle einem Herzinfarkt erliegt, sehen D.J. und sein Freund Chowder ihre Chance gekommen, sich das Haus genauer anzuschauen. Dabei müssen sie erkennen, dass dieses ein Eigenleben führt und nach Menschen dürstet. Gemeinsam mit der zufällig hinzugekommenen Jenny versuchen sie, sich dem Haus entgegenzustellen, bevor die unwissenden Nachbarskinder ihren Halloween-Beutezug starten…

Kritik

„Monster House“ beginnt so, wie man es sich von einem guten Gruselfilm wünscht: Nach einer kurzen Einführung der Charaktere, besonders der fiese Mr. Nebbercracker und die nicht minder fiese Babysitterin Zee wissen von Anfang an zu begeistern, beginnen sich die Vorzeichen zu mehren, dass es in und um dem Haus nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Bedrohliche Schatten, unheimliche Telefonanrufe, verschwindende Menschen – zwar nicht originell, aber wirkungsvoll versteht es Regie-Neuling Gil Kenan, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen, die einen schnell in ihren Bann zieht.

Leider ändert sich dies, sobald das Haus seine Fähigkeiten voll ausspielt: Die Atmosphäre muss dann der Action weichen, die zwar durchaus als gelungen bezeichnet werden darf, aber dennoch nach kurzer Zeit ermüdend wirkt und irgendwie nicht so recht zu der gelungenen ersten Hälfte passen will. Spätestens wenn das Haus die Kinder durch die Stadt verfolgt, fühlt man sich in einen animierten Bruckheimer-Film versetzt…

An der Technik hingegen gibt es nicht viel auszusetzen: Die Animation der Charaktere (menschlich wie auch häuslich) ist gut gelungen, lediglich die Haare der Protagonisten sitzen wie angeklebt auf dem Kopf fest, was man sicherlich auch schöner hätte bewerkstelligen können. Die Umgebung wirkt zwar stellenweise etwas steril, passt aber insgesamt zu dem Look des Films: Nicht zu natürlich, nicht zu künstlich.

Fazit

Wer Teenie-Abenteuer-/Gruselfilme wie z.B. „Die Goonies“ mag und ernsten Animationsfilmen gegenüber aufgeschlossen ist, wird an „Monster House“ durchaus Gefallen finden. Besonders die erste Hälfte zeigt, dass solch eine Mischung sehr gut funktionieren kann. Leider verliert sich Kenan in der zweiten Hälfte in ausufernder Action, was dem Film viel Charme und Atmosphäre kostet.

Wertung: 6/10

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