Kinobesuche können deprimierend sein. Zum Beispiel, wenn du mangels Beliebtheit beim schöneren Geschlecht gezwungen bist, dir Liebeskomödien alleine anzuschauen und um dich herum ausschließlich Pärchen sitzen. Noch deprimierender ist es, wenn die Frau hinter dir zu ihrem Freund sagt „Schau mal, lauter Männer, die von ihren Freundinnen mitgeschleppt wurden. Bis auf den da…“. Natürlich ist das reine Fiktion und so niemals geschehen…hat zufällig jemand ein Taschentuch für mich?

Worum geht’s

Alison (Katherine Heigl) ist jung, hübsch, erfolgreich…und schwanger. Als Vater kommt nur der chaotische Kindskopf Ben (Seth Rogen) in Frage, mit dem Alison vor acht Wochen nach viel zu viel Alkohol einen One Night Stand hatte. Dem Kind zuliebe gibt das unterschiedliche Paar sich eine Chance und versucht, das Beste aus der Situation zu machen…

Meine Meinung

Wer eine Komödie zum Ablachen erwartet, wird das Kino vermutlich enttäuscht verlassen. Zwar gibt es viele lustige Szenen, doch ist „Beim ersten Mal“ eine erstaunlich reife Komödie über Verantwortung, Werte und das Erwachsenwerden jenseits der Teenagerzeit. Eine Komödie, die ihr Publikum zum Lachen bringt und gleichzeitig in leisen Tönen zum Nachdenken anregt. Ihr Publikum, das sind die Twens, eine Zielgruppe, die viel zu selten in Komödien so direkt angesprochen wird. Die in einer Schwangerschaft auftretenden Probleme werden ebenso aufgegriffen wie die Kommunikationsprobleme junger Paare und die Angst davor, Gefühle zuzulassen. Dabei bleibt der Film jederzeit lustig, ohne sich über die jeweilige Thematik lustig zu machen. Eine Gratwanderung, die ihm hervorragend gelingt.

Leise Kritik übt „Beim ersten Mal“ an dem immer grotesker werdenden Schönheits- und Jugendwahn, der suggeriert, dass schwangere Frauen ebenso wie Frauen jenseits der 30 nicht mehr attraktiv wären. Auch das Fernsehen muss sich ob seiner Verlogenheit Kritik gefallen lassen. Dezent, aber unübersehbar.

Im letzten Drittel leistet sich der Film zwar einige Längen und gipfelt in einem etwas zu konservativen Ende, doch kann das den Unterhaltungswert nur minimal trüben.

Die unverbrauchten Darsteller tragen ihren Teil zum Erfolg bei. Katherine Heigl, den meisten Zuschauern wohl lediglich aus der Serie „Grey’s Anatomy“ bekannt, und Seth Rogen geben ein liebenswertes Paar ab, dem man jederzeit wünscht, dass sie ihre Probleme gemeistert bekommen. Gleiches gilt für Leslie Mann und Paul Rudd, die Alisons an Selbstzweifeln leidenden und mit Eheproblemen kämpfenden Schwester und Schwager spielen. Als Gastauftritte darf man Jessica Alba, Steve Carell, Andy Dick, Ryan Seacrest und James Franco bewundern.

Mein Fazit

„Beim ersten Mal“ gelingt das Kunststück, lustige und ernste Töne zu verbinden, ohne in Albernheiten abzudriften oder den moralischen Zeigefinger zu erheben. Ein Film für Twens und jene, die Twens geblieben sind.

Wertung: 9/10

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